Frankreich
Die umfriedeten Pfarrbezirke in der Bretagne
Im Westen der Bretagne, vor allem in der Umgebung von Morlaix findet sich eine kunsthistorische Besonderheit: Mit einer Mauer umgebene und daher umfriedete Pfarrbezirke, die im Französischen als „enclos paroissial“ bezeichnet werden..
In der Regel besteht der umfriedete Pfarrbezirk aus dem Triumphtor (porte triomphale), dem Beinhaus (ossuaire), dem Kalvarienberg (calvaire), der Kirche und dem Friedhof.
Im Mittelpunkt des Pfarrbezirkes steht der Kalvarienberg. Seine Figuren erzählen eindrucksvoll die biblische Leidensgeschichte Christi. Nicht selten tragen die dargestellten Personen die zeitgenössische Kleidung der Entstehungszeit dieser Pfarrbezirke.
Die Entstehung der Pfarrbezirke im 16. und frühen 17. Jahrhundert vor allem in der Umgebung von Morlaix geht auf die Blüte des Tuchhandels mit Leinenstoffen zusammen. Die reichen Orte wie Guimiliau, Saint-Thégonnec und Sizun wetteiferten miteinander um die schönsten und reichausgestatteten Pfarrbezirke. So bringt es Guimiliau auf 200 Figuren, die auf seinem Calvaire dargestellt werden.
Auch die Zeit der Hugenottenkriege spielt eine Rolle, da die katholische Kirche im Zuge der Gegenreformation auf barocke Prunkbauten setzte, um ihre Gläubigen zu beeindrucken.