Griechenland
Durch die wilde Mani
Von Githio aus bietet sich für gute Fahrer mit starken Nerven und nicht zu großen Fahrzeugen eine Rundfahrt durch die engen Straßen der inneren Mani an, jene wilde Region, die den Eroberungsversuchen der Türken erfolgreich widerstanden hat und sich heute noch den Fremden gegenüber eher spröde zeigt.
Bis Pirgos Dirou ist die Straße gut ausgebaut, denn im Sommer kommen täglich ganze Schwärme von Reisebussen. Die Tropfsteinhöhlen des Ortes sind die große Sehenswürdigkeit der Mani. Mit flachen Booten werden die Besucher in einer beeindruckenden, knapp 30minütigen Fahrt im Kahn über den Höhlenfluß Glyfada und die unterirdischen Seen gestakt. Lautlos gleitet das Boot vorbei an immer neuen Formationen von Stalagmiten und Stalaktiten mit so blumigen Namen wie "Meer der Schiffbrüche", "Drachenhöhle" und "Wassernixenbetten".
In dem Dörfchen Kita stoßen wir auf ein noch gut erhaltenes Ensemble von Wohntürmen, der jahrhundertealten architektonischen Besonderheit der Mani. Sie wirken abweisend und scheinen unbewohnt, doch beim Näherkommen hören wir Geschirrgeklapper. Früher war die Befestigung und die Höhe der Wohntürme oftmals entscheidend für das Überleben der Bewohner. Denn gekämpft wurde in der Mani immer, entweder gemeinsam gegen jede äußere Bedrohung oder bis zur Blutrache zwischen den zahlreichen Familien, denen der karge Boden nicht genügend zum Leben bot.
Im Frühjahr wirkt die rauhe Landschaft weniger abweisend, ein Blumenteppich lockert den steinigen Boden auf und in Geroliménas verlockt der kleine Fischerhafen mit seinem kristallklaren, türkis schimmernden Wasser zum Baden.
Weniger erholsam ist die Fahrt mit dem Reisemobil durch die engen Gassen des kleinen Ortes, zumal überhängende Balkons das Dach des Alkovens aufzureißen drohen. Wir wollen es nicht auf einen Härtetest ankommen lassen und setzen zurück zum Ortseingang, wo eine Umgehungsstraße nach Vathia führt. Schon von weitem wirkt dieses Dorf mit seiner eindrucksvollen Skyline aus Wohntürmen wie eine martialische Bergfestung. Weiter südlich liegt nur noch die kleine Halbinsel Matapan mit dem Kap Tainaro, dem südlichsten Punkt des griechischen Festlands.
Otmar Steinbicker