Mit dem Reisemobil durch Burgund
Der erste Ort in Burgund auf der Reise durch die Burgundische Pforte vom Rhein aus ist Seurre, einige Kilometer östlich von Beaune. Der gepflegte Stellplatz ist sehr ruhig und der unerwünschte prasselnde Regenschauer am Abend lässt sich dort gut überstehen.
Doch kurz nach dem Abendessen bricht sich die Sonne Bahn. Das ist Fotografenzeit! Nach weiteren 30 Minuten ist das schönste Licht vorüber. Dennoch, die Bilder von Seurre bleiben auch im Gedächtnis haften.
Gutes Licht gibt es auch am nächsten Morgen in Beaune. Eine zwei Kilometer lange, kreisrunde Stadtmauer aus dem 15. Jahrhundert umgibt die Altstadt.
Wer die Stadt sehen möchte, darf das Hôtel-Dieu nicht versäumen. Es wurde im Jahr 1443 erbaut und diente von dieser Zeit an bis 1971 als Hospital. Wer es fotografieren möchte, sollte möglichst die Morgenstunden nutzen. Der Bau ist typisch für den Stil der flämischen Gotik. Auffällig sind die prächtigen farbigen Dächer, die im Burgund weit verbreitet sind. Ursprünglich stammen sie aus Österreich-Ungarn. In den Innenräumen zeigt ein Museum die Krankensäle und die alte Apotheke und bietet einen Einblick in die Krankenpflege der frühen Neuzeit.
Nur wenige Meter entfernt lohnt das Hôtel des Ducs de Bourgogne einen Besuch. Das ehemalige Schloss der Burgunderherzöge in Beaune dient heute als Burgundisches Weinmuseum und beherbergt statt Fürsten edle Tropfen. Beaune ist das Zentrum des Weinbaugebietes der Côte de Beaune und Beaune gilt als „Weinhauptstadt“ Burgunds.
Einen Besuch wert ist auch die Kirche Notre-Dame, ein Hauptwerk der burgundischen Romanik, die mit ihrer Architektur schon einmal einstimmt auf den Stil der berühmten Kirche von Cluny, ein späteres Reiseziel. Schon der Blick in den Kreuzgang vermittelt einen Blick auf die architektonische Bedeutung.
Im gotischen Chor der Kirche Notre-Dame in Beaune sind wertvolle mittelalterliche Tapisserien ausgestellt, die um 1500 in Tournai im heute wallonischen Teil Belgiens gewebt wurden. Bis heute bestechen diese 19 Szenen durch ihre Leuchtkraft und ihre filigrane Ausführung.
Das kleine Örtchen Saint-Gengoux-le National nördlich von Cluny verfügt seit vielen Jahren über einen kostenlosen Reisemobilstellplatz und ist zudem an einer „Voie verte“ gelegen. Als „grünes Gleis“ bezeichnet man in Frankreich mustergültig angelegte Radwege auf alten Bahnstrecken.
Beide Faktoren haben dazu beigetragen, den Ort touristisch aufzuwerten. Inzwischen gibt es eine kleine Broschüre mit den mittelalterlichen Sehenswürdigkeiten auch in deutscher Sprache. Entlang der „Voie verte“ lässt sich auch problemlos nach Cluny radeln.
Die Stadt Cluny verdankt ihre Bedeutung dem im Jahre 910 gegründeten Benediktinerkloster, der Abtei von Cluny, das Ausgangs- undq Mittelpunkt der cluniazensischen Klosterreform war. Die Abtei war direkt dem Papst unterstellt. Ihre Äbte berieten Kaiser, Könige und Fürsten. Die Abteikirche war vor dem Bau des Petersdomes die größte Kirche der Christenheit. Nach der Französischen Revolution wurde sie 1798 auf Abbruch verkauft und bis auf den Chor abgerissen.
In den Räumen der Abtei werden Wechselausstellungen zeitgenössischer Kunst gezeigt.
Auf dem weiteren Weg nach Süden lohnt der Felsen von Solutré einen Umweg. Als markante Landmarke gehört er zu den Wahrzeichen Burgunds. Am Fuße des Felsens von Solutré konnte über fünf steinzeitliche Perioden eine Besiedelung nachgewiesen werden. Eine große Menge von Tierknochen ergab Aufschlüsse über steinzeitliche Jagdmethoden. Eine archäologische Kultur des Jungpaläolithikums, die während des letzten Kältemaximums der Weichseleiszeit von etwa 22.000 bis 18.000 v. Chr. in Westeuropa verbreitet war, erhielt nach diesem Fundort den Namen Solutréen.
Wer den Felsen besteigen möchte, findet von Norden aus einen Wanderweg mit mäßigem Anstieg und ohne Schwierigkeiten. An der Spitze, wo der Felsen zu drei Seiten steil abfällt, bildet sich ein grandioser Ausblick auf die burgundische Landschaft.
Die Gemeinde Solutré-Pouilly gehört neben den Gemeinden Fuissé, Vergisson und Chaintré zum Anbaugebiet des berühmten Weißweines Pouilly-Fuissé.
Otmar Steinbicker