An der Barockkirche Sankt Coloman in Schwangau. Fotos: Otmar Steinbicker

Mit dem Reisemobil entlang der Romantischen Straße

Die Tour entlang der Romantischen Straße beginnen wir in Wertheim auf dem schönen, ruhigen Stellplatz an der Mündung der Tauber in den Main. Nur selten tuckert ein Schiff über den großen Fluss und nahe des Platzes bietet sich ein schöner Blick auf Schloss Wertheim im Abendlicht.

Tauberufer in Wertheim.

Am nächsten Morgen ist es Zeit, die Altstadt mit ihren mittelalterlichen Gassen und zahlreichen denkmalgeschützten Fachwerkhäusern zu besichtigen und das benötigt Zeit. Immer wieder bleibt der Blick an schönen Details haften und dann gilt es, die Kamera zu zücken.

In Würzburg gilt ein erster Besuch der Festung Marienberg, die hoch über der linken Mainseite thront und einen wunderbaren Blick über die Stadt und die angrenzenden Weinberge bietet. Auf den Parkplätzen dürfen auch Reisemobile über Nacht stehen. Vom höher gelegenen Parkplatz hat man sogar eine traumhaft schöne Aussicht über die Stadt.

Würzburg, Blick von der Festung Marienberg

Einen Besuch wert ist das Mainfränkische Museum, das einen interessanten Überblick über Kunst und Kultur der Region bietet. Besonders beeindruckend ist der Riemenschneider-Saal, der Werke des berühmten Holzschnitzers und Bildhauers aus der Zeit um 1500 zeigt. Tilman Riemenschneider prägte mit seinen Kunstwerken die Region in jener Zeit. Wer ihre Geschichte verstehen will, muss sich mit Riemenschneider beschäftigen.

Für eine Besichtigung der Stadt bietet sich der Großparkplatz an der Friedensbrücke, der auch als Reisemobil-Stellplatz genutzt werden kann. Von dort aus geht es zu Fuß in wenigen Minuten entlang des Mains vorbei am Alter Kranen zur Alten Mainbrücke mit ihren großartigen Figuren. Leider ist Würzburg kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges am 16.3.1945 in einem verheerenden Bombenangriff fast vollständig zerstört worden. Neben den Kirchen wurden nur wenige Gebäude mit viel Aufwand wieder aufgebaut. Dazu gehört das „Haus zum Falken“ aus dem 18. Jahrhundert mit seinen prachtvollen Rokoko-Stuckdekorationen.

„Haus zum Falken“ in Würzburg.

Die gotische Marienkapelle in Würzburg aus dem 14. Jahrhundert lohnt ebenfalls eine Besichtigung. Am Eingang finden sich Kopien der Riemenschneider-Werke von Adam und Eva, deren Originale im Mainfränkischen Museum ausgestellt sind. Originell ist eine Darstellung der Verkündigung Marias an der nördlichen Außenseite. Da spricht Gottvater durch einen Schlauch direkt in das Ohr Marias und am Schlauch hangelt sich das Gotteskind hinab.

Die Würzburger Residenz wurde 1981 in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen. Der repräsentative Barockbau wurde 1720–1744 nach Plänen von Balthasar Neumann erbaut. Besonders sehenswert im Innern ist das Treppenhaus mit dem Fresko von Giovanni Battista Tiepolo.

Die Romantische Straße verläuft im Folgenden abwechselnd durch Bayern und Baden-Württemberg. Der bayerische Teil heißt Mainfranken, der baden-württembergische Tauberfranken. Die Trennung geht auf alte feudale Grenzen zurück. Im Bauernkrieg um 1525, der hier seinen Ausgang nahm und blutig ausgefochten wurde, versuchten die aufständischen Bauern vergeblich, den Feudalismus zu beenden.

Das Schloss in Tauberbischofsheim

In Tauberbischofsheim blieb das kurmainzische Schloss aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts bestehen. Historische Fachwerkhäuser finden sich am Marktplatz, den das große neugotische Rathaus dominiert.

In Bad Mergentheim liegt der schöne Reisemobil-Stellplatz an der Solymar Therme zwei Kilometer von der Altstadt entfernt. Stadtnah lässt sich mit etwas Glück für eine Besichtigung der Parkplatz an den Herrenwiesen auch mit dem Reisemobil nutzen, da sind es aber immer noch 800 Meter. Berühmt ist die Stadt für sein Deutschordenschloss. Es war von 1526 bis 1809 Dienstsitz des Hochmeisters des Deutschen Ordens. Die Stadt blieb seit dem Schmalkaldischen Krieg (1556/1557) unzerstört und hat ihr mittelalterliches bis barockes Stadtbild mit dem Markt und dem alten Rathaus bewahrt.

Riemenschneider-Altar in Creglingen

Einen sehr ruhigen Reisemobil-Stellplatz finden wir in Tauberrettersheim, nahe der alten Tauberbrücke in schöner Lage auf einer etwas unebenen Wiese. Creglingen bietet einen Reisemobil-Stellplatz am Taubertor. Doch dieser ein einfacher Parkplatz mit einem Reisemobilschild, der oft von PKWs zugeparkt ist. Er ist für eine Übernachtung wenig geeignet, wohl aber für eine kurze Stadtbesichtigung, bei der die Alte Apotheke am Marktplatz ins Auge springt.

Die Hauptsehenswürdigkeit befindet sich allerdings etwa einen Kilometer südlich des Zentrums. Der Marienaltar von Tilman Riemenschneider in der Herrgottskirche. Dieses 1505–1508 geschaffene Retabel ist eines der wichtigsten Werke mittelalterlicher Holzbildhauerkunst.

Der Besuch Rothenburg ob der Tauber ist ein absolutes „Muss“ auf einer Tour entlang der Romantischen Straße. Von 1274 bis zu ihrer Belagerung 1631 während des Dreißigjährigen Krieges war Rothenburg eine bedeutende Reichsstadt. Danach verlor sie an Bedeutung, weshalb das alte Stadtbild überwiegend erhalten blieb.

Rothenburg ob der Tauber, Plönlein

Die mittelalterliche Altstadt mit ihren vielen Fachwerkhäusern, Türmen, Plätzen und Gassen zieht als typische mittelalterliche deutsche Stadt viele internationale Touristen an. Die Stadt verfügt über mehrere bedeutende Museen, wie das Kriminalmuseum, das Reichsstadtmuseum, das Handwerkerhaus und das Weihnachtsmuseum von Käthe Wohlfahrt. Keinesfalls versäumt werden sollte ein Besuch der St.-Jakobs-Kirche mit dem Heilig-Kreuz-Altar von Tilman Riemenschneider.

Ein Stadtfest der besonderen Art ist der „Meistertrunk“, der an die Belagerung der Stadt erinnert. Dann ziehen zahlreiche Vereine als mittelalterliche Söldner oder Marketenderinnen durch die Gassen der Stadt. 
Reisemobilisten finden in Rothenburg ob der Tauber zwei gut ausgestattete Reisemobil-Stellplätze, die allerdings zum Teil deutlich abschüssig sind. Hier ist der südliche Parkplatz „P 2“ die bessere Wahl.

Dinkelsbühl

In Dinkelsbühl stehen die Reisemobile auf dem Stellplatz dicht gedrängt wie Ölsardinen. Wen wundert‘s bei dieser schönen Stadt? Die Hälfte der Häuser in der Altstadt wurde bis 1500 erbaut, ein weiteres Viertel zwischen 1500 und 1650. Lohnenswert ist ein Rundgang entlang der Stadtmauer. Vier Tortürme sind noch erhalten. Zur Zeit des Dreißigjährigen Kriegs zählte die Stadt knapp 60 Türme, Basteien und Tore. Strikte Bauvorschriften wie das Verbot von Leuchtreklame sichern heute den historischen Charakter des Stadtbilds von Dinkelsbühl.

Nördlingen

Als nächste Stadt entlang der Romantischen Straße lockt Nördlingen. Die kreisrunde Altstadt mit ihrer komplett erhaltene Stadtmauer von 1327, ihren fünf Toren und elf weiteren Türmen lässt sich am besten von oben, von der 70 Meter hohen Aussichtsplattform des Daniel, des Turms der St.-Georgskirche erkunden. 356 Stufen geht es hoch, doch das Panorama lohnt die Mühen des Aufstiegs, vor allem dann, wenn das beeindruckende mittelalterliche Rathaus mit ins Bild kommt. Lohnenswert sind auch ein Bummel durch die Gassen und ein Rundgang entlang der Stadtmauer.

Etwa ab Augsburg ändert sich der Charakter der Romantischen Straße. Jetzt prägt nicht mehr so sehr das Mittelalter die Städte. Besonders sehenswert ist Landsberg am Lech mit dem dreieckigen Hauptplatz und dem Lechwehr, einer beeindruckenden Staustufe des aus den Alpen kommenden Flusses.

Wieskirche in Steingaden

Ein besonderes Meisterwerk der Kirchenbaukunst des Rokoko ist die Wieskirche in Steingaden. Ihre Gründung der Kirche geht auf eine Wallfahrt seit 1739 zurück. Von 1745 bis 1754 wurde sie von den Brüdern Johann Baptist und Dominikus Zimmermann errichtet.

Klein aber fein ist die barocke Kirche St. Coloman auf freiem Feld abseits des Stadtzentrums von Schwangau. Sie ist dem heiligen Koloman gewidmet, der als irischer Pilger im Sommer 1012 bei seiner Pilgerreise ins Heilige Land an dieser Stelle gerastet haben soll. Beeindruckend ist auch ihre Lage am Fuß der Schwangauer Berge, in denen Schloss Neuschwanstein zu sehen ist. Dieses wurde ab 1869 für den bayerischen König Ludwig II. als idealisierte Vorstellung einer Ritterburg aus der Zeit des Mittelalters errichtet.

In Füssen endet die Romantische Straße. Das gotische Hohe Schloss der Bischöfe von Augsburg dominiert auf einem Hügel die Altstadt. Heute birgt es als Museum eine Filialgalerie der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen. Spätgotische Tafelbilder und Skulpturen gewähren einen Überblick über die Kunst des 15. und 16. Jahrhunderts im Allgäu und in Schwaben.

Giebel in Füssen

Die Stadtgeschichte geht bis in die Römerzeit zurück, als hier eine Raststation auf der Via Claudia nach Augsburg entstand. Das Benediktinerkloster St. Mang geht bis in die erste Hälfte des 9. Jahrhunderts zurück. Der heutige Barockbau wurde zwischen den Jahren 1697 und 1726 errichtet.

Gleich drei große nebeneinander liegende Reisemobil-Stellplätze bieten zwei Kilometer nördlich der Altstadt gut 200 Reisemobilen eine Übernachtungsmöglichkeit. Die Parksituation in Füssen ist ansonsten schwierig.

Otmar Steinbicker

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