Mit dem Reisemobil entlang der Küste des Languedoc
Ein beliebter Badeort an der Languedoc-Küste südlich von Aigues Mortes ist das alte Fischerdorf Le Grau-du-Roi. Sein Hafen geht auf das Jahr 1725 zurück. Der alte Kanal, der das Dorf mit Aigues Mortes verbindet, wurde 1845 begradigt und 1869 wurde der Leuchtturm l'Espiguette errichtet. Lange Zeit diente das Dorf ausschließlich der Fischerei. Erst ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gewann der Tourismus allmählich die Oberhand. Ende der 1960er Jahre wurde mit dem Bau eines neuen Yachthafens begonnen, der als Port Camargue zum größten Freizeithafen Europas wurde. Absolut sehenswert ist in Le Grau-du-Roi das große Seeaquarium.
Weiter nach Westen gelangen wir nach La Grande-Motte, einem weiteren der großen Touristenzentren, die ab den 1960er Jahren aus dem Boden gestampft wurde, um von den Touristenströmen in Richtung der spanischen Costa Brava zu profitieren. Besonders stark frequentiert ist die Küste um Palavas-les-Flots, da hier auch noch Tagesgäste aus Montpellier, einer der größten Städte an der französischen Mittelmeerküste die Strände bevölkern.
Etwas ruhiger ist es da in der Hafenstadt Sète, die sich von allen Seiten von Wasser umgeben zwischen dem Mittelmeer und der 18 km langen Lagune des Étang de Thau erstreckt. Sète ist der wichtigste französische Fischereihafen am Mittelmeer. Hier werden vor allem Sardinen, Makrelen und Tunfisch angelandet und in der Fischauktionshalle am Vieux Port, dem „Alten Hafen“, versteigert.
Nicht von ungefähr wird Sète mit seinen Kanälen auch als „Venedig des Languedoc“ bezeichnet. Vom 183 Meter hohen Mont Saint-Clair am südlichen Stadtrand bietet sich ein Panoramablick über die Stadt, das Meer und den Étang de Thau.
Uns zieht es zum Abend an den Étang de Thau, einem besten Austernzuchtgebiete Frankreichs. Je fünfte französische Auster stammt von hier. In Mèze bieten die Austernzüchter Karine und Yvan Caussel direkt neben ihrem Austernhafen einen Stellplatz an. Der Preis ist äußerst moderat: 10 Euro die Nacht. Wer für den gleichen Preis ihre Austern und Muscheln kauft, zahlt nichts. 12 Austern der Größe 1 kosten 10 Euro. Wer Austern mag, findet sie hier in allerbester Qualität und Frische. Das Abendessen ist gesichert.
Mit den Austern wird das Reisemobil zum Feinschmecker-Restaurant. Das Austernmesser zum Öffnen der harten Schalen und die kleine Austerngabel sollten bei Touren an Frankreichs Küsten zum Bordinventar gehören. Zu den Austern vom Étang de Thau gehört unbedingt der Weißwein „Picpoul de Pinet“, der auf den angrenzenden Weinfeldern wächst.
Eine der ältesten Städte an der französischen Mittelmeerküste ist Agde, die um 550 v. Chr. durch kleinasiatische Griechen von Massalia, dem heutigen Marseille, aus gegründet wurde. Im Jahre 49 v. Chr. kam die Stadt unter römische Herrschaft und wurde in die Kolonie Gallia Narbonensis eingegliedert. Historisches Wahrzeichen ist die mittelalterliche Wehrkirche, deren Bau 872 begonnen und erst 1453 beendet wurde. Lag Agde früher an der Mündung des Herault, so haben die Verlandungen im Laufe der Jahrhunderte dazu geführt, dass die rund vier Kilometer vom Meer entfernt ist. Die südlichen Ortsteile Le Grau d’Agde und La Tamarissière bieten weitläufige Strände. Ende der 1960er Jahre wurde mit Cap d’Agde auch hier ein großes Tourismuszentrum errichtet.
Auch die kleineren Orte entlang der Küste wie Vias, Portiragnes, Sérignan und Valras-Plage haben sich längst auf den immens gewachsenen Tourismus eingestellt.
Da die Mittelmeerküste touristisch sehr begehrt ist, ist nicht jede Gemeinde an Reisemobilisten interessiert, die vergleichbar viel Platz in Anspruch nehmen. Diese werden dann schon mal arg an den Rand des Ortes verbannt. Eine sehr positive Ausnahme ist Gruissan! Dort haben Reisemobilisten die Auswahl, ob sie einen zentrumsnahen Platz am Hafen oder lieber einen am Strand bevorzugen.
Ein Paradies für Surfer ist der große, recht flache Étang de Leucate, der sowohl für Anfänger als auch für erfahrene Windsurfer geeignet ist. Hier weht oft ein kräftiger Wind, der ab und an sogar Sturmstärke erreicht. Entlang der Autobahn wird auf großen Tafeln mehrsprachig vor diesen gefährlichen Seitenwinden gewarnt. Badegäste, die sich an der Küste sonnen möchten, sind von den Windböen weniger begeistert.
Ein absolutes Highlight stellt kurz vor der spanischen Grenze die alte Hafenstadt Collioure dar. Der kleine Stadtkern lässt sich mit dem Reisemobil nicht sinnvoll ansteuern. Dafür sind die Gassen oft zu eng und die Zahl der Parkplätze selbst für Besucher mit dem PKW zu gering. Hier hat die Stadt sich etwas Gutes einfallen lassen und einen separaten Reisemobilstellplatz weit oberhalb des alten Hafens nahe dem Friedhof eingerichtet. Von dort bringt ein kleiner Bus halbstündlich die Gäste, die ein Parkticket vorweisen, kostenlos ins Zentrum und zurück. Auf dem Stellplatz darf auch übernachtet werden, allerdings ist das Gelände etwas abschüssig.
Collioure bietet einen beeindruckenden, vor Jahrhunderten stark befestigten Hafen mit einem schönen Panorama. Im Ortszentrum leuchten die Fassaden in katalanischen Farben.
Otmar Steinbicker