Mit dem Reisemobil zur Côte de Granit Rose in der Bretagne
Bei Paimpol erreichen wir die Côte de Granit Rose, den spektakulärsten Abschnitt der Bretagneküste. Riesige bizarre Felsformationen aus rötlichem Granit ragen hier meterhoch aus dem Meer empor.
Von Süden kommend, nehmen wir als erstes die Ruinen der Abtei Beauport wahr. Unmittelbar nach der Französischen Revolution wurde dieses einst bedeutende Kloster geschlossen und verfiel. Eindrucksvoll ragt die Ruine der gotischen Klosterkirche ohne schützendes Dach in den wolkenverhangenen Himmel.
In der Rue de Goas Plat finden wir einen ruhigen und gepflegten Stellplatz, ein großer Supermarkt mit eine Angebot auch an regionalen Spezialitäten und einer preiswerten Tankstelle.
Von den Stellplatznachbarn bekommen wir den Tipp, dass am nächsten Morgen, wie an jedem Dienstag in den Gassen der Altstadt ein großer Wochenmarkt mit allen Leckereien der Region. Dazu gehören selbstverständlich Artischocken, Fisch, Austern und vielerlei andere fangfrische Meeresfrüchte, Produkte aus der unmittelbaren Nachbarschaft.
Am Jachthafen gönnen wir uns in einem Restaurant eine Portion jener Austern, die vor Ort gezüchtet wurden und hier preiswert angeboten werden.
Bis zur Côte de Granit Rose sind es noch ein paar Kilometer gen Norden. Wir entscheiden uns spontan für einen Ausflug auf die Île de Bréhat. Am Fährhafen an der Pointe de l'Arcouest steht ein Parkplatz speziell für Reisemobilisten zur Verfügung. Dort kann auch übernachtet werden.
Im Süden der kleinen Insel wandern wir vorbei an blühenden Hortensien, Mimosen, Maulbeerbäume, Eukalyptus, Agaven, Aloen und Kamelien. Der nördliche Teil dagegen ist deutlich rauer. Die nördliche Teil der Insel ist deutlich rauer. An der äußerten Nordspitze, am Leuchtturm Phare du Paon sehen wir zum ersten Mal die chaotisch aufgetürmten rosa Granitfelsen, in den wir ein wenig herumwandern können, um immer neue, faszinierende Blicke zu erhaschen.
Die Küste nördlich von Paimpol bei Ploubazlanec lohnt einen weiteren Tagesausflug mit dem Mobil. Hier sind die Felsen zwar nicht so spektakulär, wie im Norden der Île de Bréhat, dafür entdecken wir weite, einsame Strände, alte Kirchen und kleine Häfen der Austernzüchter.
Der weitere Weg nach Westen führt uns über die ehemalige Bischofsstadt Tréguier. Der Fluss Jaudy, der hier überquert werden kann, schwillt zwischen der Stadt und der Kilometer entfernten Küste bei Flut stark an und fällt bei Ebbe fast trocken. Die Altstadt wird dominiert von der ehemaligen Kathedrale Saint-Tugdual und wir genießen den Bummel durch die malerischen Altstadtgassen.
Auch auf dieser Seite des Flusses lohnt sich ein Abstecher an die Küste bei Plougrescant. Das Haus zwischen den Felsen „La Maison du Gouffre“ findet sich als Titelbild auf so manchen Bretagne-Reiseführern. Das kleine Haus wurde zwischen zwei riesigen, zerklüfteten Felsen errichtet und scheint dazwischen eingeklemmt zu sein.
Das Herz der Côte de Granit Rose schlägt zwischen Perros-Guirec und Trébeurden. Die Wanderung auf dem auf dem ehemaligen Zöllnerpfad („Sentier des Douaniers“) vom Plage de Trestaou in Perros-Guirec nach Ploumanac’h gehört zu den Höhepunkten eines Bretagne-Urlaubs. Nirgendwo sonst lassen sich eindrucksvoller die in Gelb- und Rottönen leuchtenden gigantischen Felsen beobachten. Vor 300 Millionen Jahren hatten sich diese Felsen aus Rosengranit gebildet und erfuhren ihre heutige Gestalt durch das Ansteigen des Meeresspiegels nach der letzten Eiszeit und den Abrieb durch den beständigen Wechsel von Ebbe und Flut.
Als wir den Leuchtturm von Ploumanac’h erreichen, verstehen wir nur allzu gut, warum dieser eines der bekanntesten Fotomotive der Bretagne darstellt.
Danach ist es nur noch eine kurze Etappe bis zum Strand von Ploumanac’h. Es ist Ebbe und so können wir das Oratorium mit der Statue des heiligen Guirec aus der Nähe betrachten.
Von Ploumanac’h gut zu sehen ist auch das neugotische Schloss Costaérès. Einst hatte hier der Literatur-Nobelpreis-Träger Henryk Sienkiewicz seinen Roman „Quo Vadis“ geschrieben. Heute nutzt der deutsche Komiker Dieter Hallervorden das Schloss als Zweitwohnsitz.
Dabei geht der Blick schon hinaus über die Ortsgrenze. Schloss Costaérès gehört schon zur Gemeinde Trégastel,. Dort finden wir einen gut ausgestatteten Reisemobil-Stellplatz von dem wir auf kürzerem Weg nach Ploumanac’h und zum Leuchtturm hätten wandern können.
Sei`s drum, Trégastel hat seine eigenen Felsen zu bieten und vor allem das Meeres-Aquarium, das etwas tollkühn in ein Ensemble dieser beeindruckenden rosa Granitblöcke hineingebaut wurde. Mehrere Becken dieses Aquariums zeigen die Vielfalt von Fische und weitere Meerestieren, die im Ärmelkanal und an seinen Küsten leben.
Erholung vom Wandern finden wir schließlich im Forum von Trégastel. In den Badebecken dieses Schwimmbads ist das Meerwasser auf angenehme 30 Grad erwärmt.
Otmar Steinbicker