Mit dem Reisemobil entlang des Hochrheins
Am mittelalterlichen Rheinturm in Konstanz verlässt der Rhein den Bodensee und fließt nach Westen, um schon nach wenigen Kilometern in den Untersee zu münden und diesen dann bei Stein am Rhein als Hochrhein zu verlassen und entlang der deutsch-schweizerischen Grenze auf Basel zuzuströmen.
Der folgende Abschnitt des Hochrheins bis zum Rheinfall bei Schaffhausen zählt zu Recht zu den schönsten Flussläufen Europas. Reisemobilsten, die diese Passage genießen wollen, sollten unbedingt den sehr schön am Flussufer gelegenen Stellplatz in Gailingen ansteuern. Von dort bietet sich ein reizvoller Blick auf die schweizerische Nachbarstadt Diessenhofen am gegenüberliegenden Rheinufer, zu der eine gedeckte Holzbrücke über den Fluss führt. Reisemobile bis maximal 3,5 t dürfen sogar diese alte Brücke auf dem Weg zum Rheinfall bei Schaffhausen passieren.
Doch als wir uns schließlich von diesem schönen Fleckchen Erde lösen können, ist eine Besichtigung von Gailingen angesagt. 230 Meter hoch zieht sich der kleine Ort recht steil hinauf vom Rheinufer bis zum Rauhenberg.
Seit dem Ende des Dreißigjährigen Krieges lebte hier eine zahlenmäßig starke jüdische Gemeinde, die um die Mitte des 19. Jahrhunderts sogar die Hälfte der Bevölkerung ausmachte. Am Synagogenplatz erinnert ein Gedenkstein an das in der Pogromnacht des 9. November 1938 zerstörte Gotteshaus. In den Räume des ehemaligen jüdischen Schul- und Gemeindehauses befindet sich heute das Jüdische Museum, in dem gerettete Thora, Gebetsschals, Bücher und Fotos einen Eindruck von jüdischer Geschichte und Kultur am Bodensee und Hochrhein vermitteln. Auf dem Jüdischen Friedhof erinnert seit 1948 ein Gedenkstein an die Gailinger Juden, die 1940 zuerst nach Südfrankreich ins KZ Gurs deportiert und später ermordet wurden.
An den Südhängen des Rauhenberg in Gailingen wird auf rund 18 Hektar Wein angebaut und vom Aussichtsturm am Bürglischloss reicht bei guter Sicht der Panoramablick von Vorarlberg bis zu den Berner Alpen.
Das starke Gefälle des Hochrheins in Richtung Basel hatte erdgeschichtlich zur Bildung markanter Stromschnellen („Laufen“) beigetragen. Die bedeutendste ist der berühmte Rheinfall, der übrigens nicht auf dem Stadtgebiet von Schaffhausen, sondern dem der Nachbarstadt Neuhausen liegt, die sich nicht ohne Stolz „Neuhausen am Rheinfall“ nennt.
Der Rheinfall hat eine Höhe von 23 Metern und eine Breite von 150 Metern und gehört zu den drei grössten Wasserfällen in Europa. Bei mittlerer Wasserführung des Rheins stürzen dort 373 Kubikmeter Wasser pro Sekunde über die Felsen.
Auf dem nahegelegenen Parkplatz P4 dürfen auch Reisemobile stehen. Da kostet die Stunde 5 Franken, bezahlen lässt sich auch einfach per Kreditkarte ohne Bargeldumtausch. Wer mag, darf dort auch übernachten zum entsprechenden Preis.
Für eine Besichtigung des eindrucksvollen Naturspektakels bieten sich unterschiedliche Möglichkeiten an. Auf beiden Rheinseiten gibt es ausgedehnte Aussichtsplattformen. Vom Schlösschen Wörth aus fahren Ausflugsboote bis dicht an den Rheinfall heran und setzen Fahrgäste auch am mittleren Felsen ab. Darüber hinaus werden Rheinfallrundfahrten sowie die Übersetzung zum Schloss Laufen angeboten. Einen besonderen Blick auf den Rheinfall bietet der Seilpark Adventure Park Rheinfall oberhalb von Schloss Wörth.
Eine reizvolle und sehenswerte Stadt ist Waldshut. Der Reisemobilstellplatz ist etwa 2 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Wer nahe der Altstadt einen Parkplatz sucht, benötigt etwas Glück.
Das östliche Stadttor, „Oberes Tor“ oder auch „Schaffhauser Tor“ genannt, ist eines der Wahrzeichen der Stadt. Bis 1864 diente es als Stadtgefängnis. Von dort bildet die Kaiserstraße als Fußgängerzone ist die Hauptstraße Waldshuts. In der Mitte fließt der Stadtbach. Drei Brunnen mit Brunnenfiguren wurden an den Standorten historischer Vorbilder errichtet. Geschäfte und Cafés auch mit Außengastronomie laden zum ummeln und Verweilen ein.
Eine ebenfalls reizvolle, aber deutliche kleinere Stadt unmittelbar am Hochrhein ist Laufenburg (Baden), die auch einen erst vor wenigen Jahren eingerichteten Stellplatz oberhalb des Ortes besitzt. Auf der gegenüberliegenden Rheinseite liegt verbunden durch die schweizerische Nachbarstadt Laufenburg (Aargau). Bis 1801 war es eine gemeinsame Stadt. Erst 1801 wurde sie unter Napoleon im Frieden von Lunéville getrennt und die Staatsgrenze in die Flußmitte verlegt.
In Laufenburg hat sich übrigens einer der ältesten Fasnachtsbräuche im süddeutschen Raum erhalten. Die Entstehung deer Fasnacht geht bis ins Jahr 1386 zurück und wurzelt in der österreichischen Vergangenheit der Stadt Laufenburg.
Otmar Steinbicker