Mit dem Reisemobil zum Golf von Morbihan in der Bretagne
Eine schöne Route von der Côte de Granit Rose nach Süden an den Golf von Morbihan führt über das malerische Städtchen Josselin mit seiner imposanten Zitadelle, die sich über Flüsschen Oust erhebt. Zwischen dem Schloss und der Basilika Notre-Dame-du-Roncier, einer ehemals bedeutenden Wallfahrtskirche sind noch einige mittelalterliche Stein- und Fachwerkhäuser erhalten.
Im Dörfchen Lizio werben an der Hauptstraße Puppen in historischer Kleidung für einen Besuch des kleinen, sehenswerten Heimatmuseums. Einen ruhigen und schön gelegenen Übernachtungsplatz finden wir schließlich am Ortsrand der Gemeinde Elven. Am nächsten Morgen sind es nur noch wenige Kilometer bis zur Départementhauptstadt Vannes.
Mit etwas Glück erwischen wir noch einen Parkplatz südlich des stark frequentierten Yachthafens, um zu Fuß die reizvolle Innenstadt zu erkunden. Fast 200 gut erhaltende Fachwerkhäuser aus dem 15. und 16. Jahrhundert prägen das Ensemble des geschäftigen Zentrums. An einem der denkmalgeschützten Bauten der Ecke der Rue Noé und der Rue Pierre-René Rogue entdecken wir an einem Holzbalken das Wahrzeichen der Stadt. Die Figuren von Vannes und seiner Frau. Auch ein Teil der alten Stadtmauer ist noch erhalten. Hier erstreckt sich der schön angelegte Park des Château de l'Hermine, durch den wir zum sehenswerten alten Waschhaus der Stadt gelangen.
Südlich von Vannes erstreckt sich der fünf Kilometer breite und 21 Kilometern lange Golf von Morbihan, der mit seinem milden, fast schon subtropischen Klima einen reizvollen Gegensatz zur rauen Nordbretagne bildet. Einen besonders reizvollen Eindruck bietet eine kleine Schiffstour zu einer der größeren Inseln. Von Vannes steuern wir die Île d’Arz an, die sich zum Wandern und zur Naturbeobachtung anbietet. Unweit der Fährhafens ist eine historische Gezeitenmühle zu besichtigen.
Mit dem Reisemobil erkunden wir die Rhuys-Halbinsel südlich von Vannes. Im Süden dieser Halbinsel, schon nahe der Atlantikküste, entdecken wir das Château de Suscinio. Die imposante, wehrhafte mittelalterliche Burg wurde im 13. Jahrhundert als Residenz der Herzöge der Bretagne errichtet und später weiter ausgebaut. Im Innern lassen sich unter anderem noch Bodenfliesen aus verziertem Terrakotta bewundern.
Historischen Boden haben wir auch nordwestlich in Arzon unter den Füßen, als wir den nicht sehr hohen „Tumulus de Tumiac“ besteigen. Von dieser Anhöhe, die gerne auch als „Butte de César“ bezeichnet wird, soll Cäsar im Jahre 56 vor Christus den Verlauf einer Seeschlacht gegen die Veneter beobachtet haben, die er in seinem Buch „De bello gallico“ beschrieben hat. Jedenfalls ist die Aussicht vom Hügel großartig. Wir machen noch eine kleine Wanderung am Ende der Halbinsel mit dem imposanten Leuchtturm und genießen die reizvolle Landschaft, bevor wir auf dem nahen Stellplatz übernachten.
Vom westlich gelegenen Locmariaquer trennt uns die rund einen Kilometer breite Meerenge zwischen dem Atlantik im Süden und dem Golf von Morbihan im Norden. So fahren wir einen weiten Umweg, der aber durch die schöne Landschaft entschädigt wird. Ganz im Norden erreichen wir die Stadt Auray. Dort lädt der malerische kleine Hafen Saint Goustan am Fluss Loc'h zum Verweilen ein. Eine Gedenktafel erinnert daran, dass hier am 3. Dezember 1776 Benjamin Franklin, einer der Gründerväter der USA landete, um den französischen König um militärische Hilfe im Unabhängigkeitskrieg gegen Großbritannien zu bitten. Heute liegen dort Jachten und Boote vor Anker. In der Oberstadt säumen Fachwerkhäuser die dreieckige Place de la République.
Das reizvoll am Golf gelegene Locmariaquer gehört zu den Orten mit den eindrucksvollsten Steinzeitzeugnissen. Auf engem Raum zeigt das Museumsareal „Site des mégalithes de Locmariaquer“ den zerbrochenen, ursprünglich 20 Meter hohen Riesenmenhir „Grand Menhir brisé“, den Dolmen „Table des Marchands“ und den Tumulus "Er Grah".
Der Dolmen „Table des Marchands“ gehört zweifellos zu den beeindruckendsten Zeugnissen der europäischen Megalithkultur. In seinem Innern zeigt ein 3,20 Meter hoher, spitzbogig behauener Stein 49 reliefartig herausgearbeitete Krummstäbe.
Der „Grand Menhir Brisé“ ist der größte bekannte Menhir der Welt. Er wurde einst mit einem Gesamtgewicht von etwa 280 Tonnen aus der Umgebung von Auray über eine Entfernung von circa zehn Kilometern wahrscheinlich auf Baumstämmen nach Locmariaquer gerollt. Der Stein war ursprünglich 20,60 Meter lang, so dass er eingegraben und aufgerichtet eine Höhe von 18,50 Meter erreichte. Heute besteht der gewaltige Stein aus vier Teilen. Das größte Teilstück ist etwa 7 Meter lang, die beiden mittleren jeweils etwa 4,50 Meter und das obere über 4,10 Meter.
Dass auch der etwas abgelegene Reisemobilstellplatz am Ufer des Golfs in der Nähe einer weiteren Steinzeit-Sehenswürdigkeit liegt, sollte nicht verwundern. Der Dolmen „Les Pierres-Plates“ ist wegen seiner Gravuren berühmt. Die so genannten „Schildidole“ stellen möglicherweise Fruchtbarkeitsgöttinnen mit vielfachen 'Brüsten' dar.
Bekannter als Locmariaquer ist allerdings der zwölf Kilometer westlich gelegene Ort Carnac mit seinen mehr als 3000 Menhiren, die in langen Reihen in Ost-West-Richtung aufgestellt sind. Von Ost nach West sind sie nach Größe geordnet. Sie beginnen bei etwa 50 Zentimeter und enden bei vier Meter Höhe. Auch hier sind Reisemobilisten willkommen.
Otmar Steinbicker