Am Strand von Anglet. Fotos: Otmar Steinbicker

Frankreich

Mit dem Reisemobil durch das französische Baskenland

Auf dem Weg entlang der Atlantikküste nach Süden überqueren wir den Fluss Adour und gelangen bei Bayonne ins Département Pyrénées-Atlantiques, den französischen Teil des Baskenlands. Die alte Bischofsstadt lohnt allein wegen ihrer prächtigen Kathedrale einen Besuch. Vor Jahrhunderten war sie einmal eine bedeutende Hafen- und Handelsstadt. Später war sie für ihre Waffenindustrie bekannt. Das Bajonett, eine auf einen Gewehrschaft aufzusetzende Stoßwaffe ist nach dieser Stadt benannt. Heute verbindet man mit ihr den besonders guten Bayonner Schinken.

Einen schönen Stellplatz finden wir an der Küste bei Anglet. Diese Stadt an der Mündung des Flusses Adour in den Atlantik ist längst mit den Nachbarstädten Biarritz und Bayonne zusammengewachsen. Anglet besitzt einen 4,5 Kilometer langen feinsandigen Strand nördlich der touristisch stark frequentierten Küste von Biarritz. Auffällig ist in der Stadt der Architektur-Mix aus maurischem Stil, normannisch-britischer Architektur und den für das Baskenland typischen weiß-roten Fachwerkfassaden.

Das ehemalige Walfänger-Dorf Biarritz erlebte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts einen enormen Aufschwung, als Kaiser Napoléon III. hier für seine Ehefrau Eugénie eine Residenz errichten ließ. Das Kaiserpaar verbrachte hier jeden Sommer und es folgten die österreichische Kaiserin Elisabeth („Sissi“), die Könige von Belgien, Portugal und Württemberg sowie britische und spanische Adlige. Noch heute erinnert die Architektur ein wenig an diese glanzvolle Zeit. Seit den 1960er Jahren entdeckten die Surfer die für sie ideale Küste.

Am Strand in Saint-Jean-de-Luz.

Geschichtsträchtig und beliebt ist auch der weiter südlich gelegene Badeort Saint-Jean-de-Luz. Die hiesigen Fischer entdeckten im 15. Jahrhundert als erste die fischreichen Gewässer vor Neufundland. Später wurde der Hafen zu einer wichtigen Ausgangsbasis der Korsaren, Piraten, die im Auftrage des französischen Königs ausländische Handelsschiffe kaperten. Heute sind dort noch rund 100 Fischerboote beheimatet, die bringen vor allem Tunfisch und Sardinen an Land bringen.

Die Bucht von Saint-Jean-de-Luz ist besonders gut geschützt. Zwischen der Festung von Socoa im Süden und dem grünen Hügel im Norden bricht ein im Meer liegender Riegel die Wellen. Kinder können im flachen Wasser ungefährdet baden, dafür haben die Surfer das Nachsehen.

Auf der Place Louis XIV

Das Herz der historischen Altstadt schlägt auf der Place Louis XIV, die vom historischen Gebäude Maison Lohobiague Enea (auch Maison Louis XIV. genannt), dominiert wird. Hier hatte Ludwig XIV. anlässlich seiner Hochzeit gewohnt. Das Maison de l’Infante, das Haus, in dem die Infantin Maria Teresa in den Tagen vor der Hochzeit wohnte, steht am Hafen. Von dort ist das Geburtshaus des Komponisten Maurice Rave, ein Haus in niederländischem Baustil auf der anderen Hafenseite in Ciboure zu sehen.

Die Altstadt ist mit ihren vielen kleinen Restaurants und Bars ist deutlich vom baskischen Fachwerkbaustil mit weiß gekälkten Wänden und leuchtend roten Holzbalken geprägt. Einige besonders schöne Häuser sind vom alten Pier aus zu sehen. Malerische Holzsstege führen von dort zu den Hauseingängen.

Route de la Corniche

Landschaftlich überaus reizvoll ist die Route de la Corniche, die südlich von Saint-Jean-de-Luz entlang der Küste nach Hendaye führt und schöne Panoramablicke auf die Pyrenäen und den Atlantik bietet.

Mehr Ruhe und weniger Gedränge als an der Küste finden wir im zehn Kilometer landeinwärts gelegenen sehr beschaulichen Saint-Pée-sur-Nivelle mit seinem schönen Stellplatz am See..

Am See von Saint-Pée-sur-Nivelle

Hier werden die baskischen Traditionen werden hier besonders intensiv gepflegt. Dem baskischen Nationalsport Pelota, eine Art Squash, ist hier sogar ein eigenes Museum gewidmet.

Saint-Pée-sur-Nivelle gehört zum Anbaugebiet des mit dem AOC-Label geschützten „Piment d'Espelette“, eine besondere Variante des Gewürzpaprikas (etwas milder als Chilischoten), das in der französisch-baskischen Küche sehr geschätzt wird.

Selbstverständlich besuchen wir auch das Örtchen Espelette. Hier sehen wir nicht nur das typische baskische Fachwerk seinen mit weißen Wänden und roten Holzbalken. Hier hängen nach der Ernte im August die roten Paprikaschoten auf langen Schnüren säuberlich aufgereiht an vielen Häusern zum Trocknen.

In Espelette werden Gewürzpaprikaschoten an den Häuserwänden getrocknet.

Die Besonderheit des Gewürz Espelette ist seine milde Schärfe gepaart mit einem deutlichen Aroma. Es ist längst nicht so scharf wie Chili oder Peperon, gerade deshalb ist seine Schärfe angenehm spürbar und das Aroma wird durch die Schärfe nicht beeinträchtigt. In den vielen kleinen Geschäften im Ort wird das Gewürz als Schote, Pulver, als Püree oder eingelegt in Olivenöl, in Essig oder in Gelee zum Kauf angeboten. Eine besondere Spezialität ist die traditionelle schwarze Schokolade, die mit dem Piment gewürzt ist.

Rue de la Citadelle

Das direkt an der spanischen Grenze gelegene Saint-Jean-Pied-de-Port ist ein bekannter Pilgerort am Jakobsweg. Südlich des Ortes führt die Passstraße nach Roncesvalles, dem ersten spanischen Etappenziel.

Zwischen 1512 und 1530 war die Stadt zwischen den Königreichen Aragonien und Navarra heiß umkämpft. Noch heute ist die Altstadt auf beiden Seiten des Flüsschens Nive von einer Stadtmauer eingefasst. Der Pilgerweg verläuft vom Nordosten durch die Porte Saint-Jacques und die Rue de la Citadelle vorbei an malerischen Häusern aus grauem und rosa Sandstein, gebaut im 16. und 17. Jahrhundert, die zum Teil noch heute als Pilgerherbergen dienen.

Am Nive-Ufer in Saint-Jean-Pied-de-Port. Fotos: Otmar Steinbicker

Besonders fotogen sind die Ufer der Nive, über die eine alte Brücke führt. Die mittelalterlichen Häuser mit ihren wuchtigen Holzbalkonen spiegeln sich im Wasser.

Einen Abstecher lohnt die 6,5 Kilometer westlich gelegene Weinbaugemeinde Irouléguy. Die sehr tanninreichen Weine erfreuen sich im französischen Baskenland großer Beliebtheit und werden außerhalb der Region kaum angeboten. Die örtliche Winzergenossenschaft bietet Gelegenheit zur Degustation und zum Verkauf. Uns hat uns der rote Omenaldi besonders überzeugt. Er hat eine dunkelrote, fast schwarze Farbe, ein Aroma aus schwarzen Beeren, Gewürzen und blondem Tabak und einen sehr langen, aromatischen Abgang. Für diesen Wein wurden an Rebsorten 60 Prozent Tannat, 25 Prozent Cabernet Franc und 15 Prozent Cabernet Sauvignon verwendet. Der Wein ist 15 Monate im Barriquefass gereift und bis zu 12 Jahren lagerfähig.

Die Winzergenossenschaft „La Cave d'Irouléguy“

Der Rosé Mignaberry weist ein fast lachsfarbenes Aussehen und ein fruchtiges Aroma von Kirschen, Pfirsich und Blüten auf. Der sehr frische und fruchtige Weißwein Mignaberry zeigt fast gelbe Farbe und gefällt mit seinem Aroma aus exotischen Früchten, Orangen und Zitronen. Seit Abgang ist aromatisch und köstlich. Hier werden als Rebsorten 80 Prozent Gros Manseng, 15 Prozent Petit Manseng und 5 Prozent Petit Courbu genutzt. Er eignet sich sowohl als Apéritif als auch zu Meeresfrüchten und gegrilltem Fisch.

Als einen besonderen Apéritif probieren wir noch einen Goxedari. Das ist eine gelungene Mischung aus einem Roséwein, Kirschlikör und etwas Armagnac. Er eignet sich auch hervorragend zur Melone als Vorspeise oder zu einem Schokoladendessert.

Otmar Steinbicker


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